In den Badischen Neuesten Nachrichten vom 24.04.2020 schreibt Michael Hübl  

Dr.phil.H.C.Stillmark      

 

Die hier gezeigten Bilder sind keine Fotografien mehr. Wenn es so stimmt, dass Fotografien Abbilder zeigen, so sind die ausgestellten Werke Bilder, die etwas abbilden, was es in der unseren Augen zugänglichen Wirklichkeit nicht zu sehen gibt. Kurzschlüssig mag man behaupten, dass sich ähnliche Montagen in unseren Träumen erblicken lassen, aber sind das wirklich visuelle Ereignisse, die wir da wahrnehmen? Klar ist, dass Heines Bilder sich in einem Medium bewegen, das weder der Fotografie noch der Malerei zuzuordnen ist. Sie wurzeln in ihrer Materialität weder dem belichteten Film, noch gehen sie aus den Farben, die der Malpalette abgewonnen wurden, hervor. Verwandt sind sie ihnen gleichwohl, vielleicht aber eben nur in einem schwippschwagerhaften Sinn. Grundiert sind diese Pixel digital, gleichwohl sie die Erinnerung an unsere analoge Welt nicht verleugnen. Wenn einzelne Motive, die Heine hier zu sehen gibt, auch der klassisch-europäischen Malerei entstammen, so geht das, was er zu sehen gibt darin nicht auf. Schnell kann man angesichts dieser Bilder von Collagen sprechen. Gemeinhin wären dies Aussage-weisen, die von disparaten Sinneinheiten gespeist werden. Die hier vorgelegten Collagen verweigern jedoch eindeutige Zuordnung. Wir sehen zwar den Hubschrauber, die Wolkenkratzer, Pyramiden und Luftballons - wir entdecken, weil wir doch irgendwelchen Aussagen auf der Spur sind, plötzlich dem Reh, oder der Spur, die der erste Mondflug hinterlassen hat. Passt aber irgendwie nur. Vielleicht in dem Sinne, dass gerade unsere visuelle Erfahrung und die von Bildern abgesteckten Horizonte nicht mehr in eine Ordnung aufgehen. Suchen wir das Integral dieser Blicke, so ist es das der Schönheit. So sehen wir das Chaos in Heines Bildern, aber leichthin, in starken Farben, zugleich sanft gestimmt mit einem Schuss romantischer Ironie. 

Hans-Christian Stillmark, Potsdam

 

 

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© Jochen Heine